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Lettland auf Euro-Kurs

in -Letten-Forum- 02.03.2013 00:11
von loni | 4 Beiträge | 40 Punkte

Ungeachtet aller Turbulenzen in der Eurozone, steuert der lettische Ministerpräsident Valdis Dombrovskis sein Land entschlossen in die Währungsunion. Anfang März will er bei der EU-Kommission in Brüssel einen Antrag auf Mitgliedschaft im Euroclub einreichen. Dombrovskis geht davon aus, dass die Kommission und die Europäische Zentralbank ihre Prüfung bis Juli abgeschlossen haben, so dass Lettland zum Jahresbeginn 2014 der Gemeinschaftswährung beitreten kann.

Dombrovskis argumentiert, dass sein Land seit vergangenem Herbst die Voraussetzungen für die Euro-Mitgliedschaft erfüllt. Mit einem Schuldenstand von 42 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) stand das Land 2012 sehr viel besser da als viele Mitglieder der Eurozone. Im Durchschnitt erreichte der Schuldenstand in der Eurozone im vergangenen Jahr 93,1 Prozent. Das lettische Haushaltsdefizit erreichte im vergangenen Jahr 1,5 Prozent. Im Durchschnitt waren es in der Eurozone 3,5 Prozent des BIP.

EU-Kommissar Olli Rehn kommt der Antrag gelegen

EU-Währungskommissar Olli Rehn betont, dass das Beitrittsgesuch grundlegend geprüft werden muss. Politisch kommt ihm der Antrag sehr gelegen, signalisiert er doch, dass die Mitgliedschaft im Währungsclub als attraktiv angesehen wird. Auch im Europa-Parlament wird Lettlands Wunsch nach einer Euromitgliedschaft positiv gesehen. „Das ist eine hoffnungsvolle Nachricht für dieses Land, das bemerkenswerte Anstrengungen unternommen hat, um die Krise zu meistern“, sagte Jean-Paul Gauzès, Koordinator der Konservativen im Ausschuss für Wirtschaft und Währung am Dienstag.

Lettland war 2009 durch eine schlimme Krise gegangen, als die Wirtschaftsleistung um 17,7 Prozent einbrach. Die Finanzkrise brachte damals eine Immobilenblase zum Platzen. „Lettland hat die Krise nicht verschwendet“, sagt der lettlische Europa-Abgeordnete Krisjanis Karins. „Stattdessen hat das Land die Gelegenheit zu grundlegenden Reformen genutzt, die heute ihre Früchte tragen.“ Die Euroeinführung hält Karins nicht für ein Ziel in sich selbst, sondern für ein Instrument, um langfristig dauerhaftes Wachstum zu erreichen.
Gute Wachstumsaussichten

Die Wachstumsperspektiven des Landes sind gut. Für dieses Jahr prognostiziert die EU-Kommission ein Plus von 3,8 Prozent, ein Spitzenwert in der gesamten Union. Nach der Einschätzung der Ökonomen der EU-Kommission dürfte das Land auch im kommenden Jahr Spitzenreiter bleiben. 2014 wird das BIP den Prognosen zufolge sogar um 4,1 Prozent zulegen.

In der lettischen Bevölkerung ist der Euro unbeliebt. Viele Letten fürchten einen Verlust an Eigenständigkeit, wenn das Land seine Währung aufgibt. Ein Referendum zur Euromitgliedschaft ist jedoch nicht geplant, so dass die öffentliche Meinung die Einführung der Gemeinschaftswährung nicht mehr wird verhindern können. Im Januar hat das lettische Parlament bereits ein Gesetz verabschiedet, das den Zeitplan für die Euroeinführung festlegt.
Euro spielt schon eine wichtige Rolle

Ministerpräsident Dombrovskis weist gerne darauf hin, dass das Land heute schon in weiten Bereichen in Euro rechne. 80 Prozent aller Kredite von Privatleuten und Unternehmen seien in Euro. Lettland hat seine Währung seit 2005 an den Euro gekoppelt und auch während der Krise der Versuchung widerstanden abzuwerten. Stattdessen durchlief es eine interne Abwertung mit stark rückläufigen Einkommen, was jedoch mittelfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Landes gestärkt hat.

Lettland wäre das 18. Land der Währungsunion. Als letztes Land hatte die Eurozone Anfang 2011 Estland aufgenommen.

Lettlands Nachbarland Litauen befindet sich ebenfalls auf Eurokurs. Das Land möchte die Gemeinschaftswährung nach Angaben von Ministerpräsident Algirdas Butkevicius im Jahr 2015 einführen. Auch Polen hat jüngst Interesse am Euro signalisiert. Die Regierung hat ein Expertengremium eingerichtet, das die Details der Mitgliedschaft in der Währungsunion prüfen soll. Als Beitrittsdatum ist 2017 im Gespräch.

Als deutlich größere Volkswirtschaft hätte Polen bei einem Beitritt eine größere Wirkung auf die Eurozone. Polen ist das einzige Land der Union, das seit 2009 eine Rezession vermieden hat. In diesem Jahr prognostiziert die EU-Kommission ein Wachstum von 1,2 Prozent, im kommenden Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung der Vorhersage zufolge um 2,2 Prozent zulegen.


http://www.eu-infothek.com/article/lettland-auf-euro-kurs

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